Peugeot 403 Cabrio: Zwischen Côte d’Azur und Hollywood

Köln – Einen Trenchcoat würde sich Christian Bohr schon aus Prinzip nicht kaufen. Am Steuer sitzt er am liebsten mit Polo-Shirt und Schiebermütze. Und dass bei seinem Peugeot 403 Cabrio alle an eine amerikanische Krimiserie aus den 70ern denken, kann er so langsam nicht mehr hören.

Denn nur weil der nach Hessen ausgewanderte Saarländer mit dem Faible für Frankreich das gleiche Auto fährt wie ein gewisser Inspektor Columbo, will er noch lang kein Double des TV-Stars Peter Falk sein. Wenn er in dem luftigen Viersitzer von Langen aus über die hessische Bergstraße oder durch den Odenwald flaniert, sehnt er sich nicht auf den Hollywood Boulevard oder nach Santa Monica, sondern auf die Corniche, die Croisette oder die vielen anderen Traumstraßen an der Côte d’Azur, für die das Cabrio damals im Sommer 1956 eigentlich gedacht war.

Zwar wurde das 403 Cabrio von Publikum und Fachpresse schon bei der Premiere als «formvollendet» gerühmt, so Peugeot-Sprecher Ulrich Bethscheider-Kieser. Doch seinen Ruhm als Filmstar erlangte der offene 403 erst als Youngtimer. Denn als die Dreharbeiten in Hollywood zum Serienstart 1968 begannen, war die Produktion bei Peugeot schon seit sieben Jahren eingestellt. Und glaubt man der Legende, war es eher ein Zufall, dass Columbo überhaupt im Peugeot fuhr.

Denn was heute von Marketing-Abteilungen und Filmstudios mit millionenschweren Deals ausgehandelt wird, wurde damals bei einem Spaziergang über den Parkplatz entschieden. Angeblich soll Peter Falk den Wagen in der Requisitensammlung entdeckt und sich so sehr in ihn verguckt haben, dass er es ins Drehbuch schaffte.

Christian Bohr kennt all diese Episoden auch. Doch wirklich hören mag er sie nicht mehr. Denn er hat den 403 nicht wegen, sondern trotz seiner Rolle in der TV-Produktion gekauft – und zähneknirschend den Aufschlag bezahlt, der mit dem Hollywood-Ruhm einhergeht. «Von ein paar wenigen Vorkriegsraritäten abgesehen, ist das 403 Cabrio sicherlich einer der teuersten Peugeot-Oldtimer», sagt der Liebhaber.

Das mag auch an den geringen Stückzahlen liegen. Während die Limousine von 1955 bis 1967 über 1,2 Millionen mal gebaut und so zum ersten Produktionsmillionär in der Peugeot-Geschichte wurde, gab es vom Cabrio in fünf Jahren gerade mal 2050 Exemplare, sagt Bethscheider-Kieser. «Wenn tatsächlich mal ein Auto auf den Markt kommt, dann zahlt man dafür in Deutschland mindestens 50 000 Euro. Und in Frankreich ist der „Peugeot Columbo“ gleich noch mal 30 bis 50 Prozent teurer», sagt Bohr.

Die Karosserie war elegant wie bei einer Luxusmarke und die Platzverhältnisse waren dank der Verwandtschaft zur Limousine opulenter als in jedem offenen Peugeot der Neuzeit. Nur unter der Haube bewahrten die Franzosen damals die Bodenhaftung: 1,5 Liter Hubraum und 43 kW/58 PS – mehr hat der Vierzylinder nicht zu bieten, der sich im großen Bug fast verliert.

Entsprechend gemütlich geht es in dem Cabrio zu. Auf dem Papier hat der 403 angeblich mal 140 km/h geschafft. Aber Bohr greift lieber früh als zur Lenkradschaltung, dreht die Gänge selten aus und mutet dem Cabrio kaum mehr als 100 Sachen zu. «Mit diesem Auto flaniert man eher, als dass man es fährt», fasst er seine Philosophie zusammen.

Als Dank dafür erweist sich der Jubilar als ausgesprochen zuverlässig. Und wenn doch mal etwas kaputt geht, ist die Teileversorgung zumindest bei den mechanischen Komponenten problemlos, sagt Bohr. Nur bei Karosserie- oder Verdeckteilen wird es schwierig: «Das muss alles von Hand nachgefertigt werden.» Aber das hat beim Cabrio eine gewisse Tradition, die bis in die Konstruktion zurückreicht: «Schon damals gab es für einige Teile keine Pressformen», sagt Bohr. «Die hinteren Kotflügel zum Beispiel wurden im Werk von Hand jeweils aus einer Tür und einem Kotflügel der Limousine zusammengesetzt.»

Fotocredits: Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger
(dpa/tmn)

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