Mit dem Motorrad durch die kalte Zeit

Essen – Die Hochsaison für Motorradfahrer bleibt der Sommer. Aber auch wenn die Tage kürzer und kühler werden, schwingen sich manche noch auf ihre Zweiräder.

Egal, ob sie auf dem Roller den Arbeitsweg pendeln oder einen sonnigen Tag auf der Maschine genießen wollen – wie bereiten sich Roller- und Motorradfahrer auf Herbst und Winter vor?

Sich sichtbarer machen

«Dunkle Jahreszeit, frühere einsetzende Dunkelheit und gegebenenfalls Nässe bedeuten schlechtere Sicht», warnt Michael Lenzen alle motorisierten Zweiradfahrer. Es gelte jetzt, sich für andere Verkehrsteilnehmer so gut wie eben möglich sichtbar zu machen, etwa durch helle Kleidung mit Reflexstreifen, so der Vorsitzende des Bundesverbands der Motorradfahrer (BVDM).

André Vallese verweist zudem auf das für den Herbst charakteristische, wechselhafte Wetter. «Während es tagsüber bei Sonneneinstrahlung noch sehr warm werden kann, geht es bei starker Bewölkung, Regen oder in den späteren Stunden mit den Temperaturen oftmals rapide bergab», sagt der Experte des Instituts für Zweiradsicherheit (ifz).

Jacken und Hosen mit herausnehmbarem Innenfutter oder Kombinationen mit Außenjacken seien hilfreich bei diesen Witterungsverhältnissen, so Vallese. Zudem empfiehlt er Sturmhauben, Hals- und Kniewärmer oder wind- und wasserabweisende Überzieher.

Hot Cover für warme Beine

Rollerfahrern rät Rainer Gurke zum so genannten Hot Cover. Das ist eine Oberschenkelbedeckung, die im Bereich des Durchstiegs befestigt werden kann und die Beine des Fahrers warmhält. Nachrüstbare Heizgriffe seien zudem sinnvoll, um die Fingergelenke vor Auskühlung und möglichen Folgeerkrankungen zu schützen, so der Motorradtrainer des Auto Club Europa (ACE).

Während Zweiradfahrer Sitz und Qualität ihres Helms viel Aufmerksamkeit schenken, wird das Visier bisweilen stiefmütterlich behandelt. «Die nun tiefstehende Sonne erschwert die Sicht oder macht sie gar unmöglich», sagt Vallese. Beeinträchtigungen durch die Sonneneinstrahlung könne man mit Sonnenvisieren oder Sonnenbrillen entgegenwirken. Problematisch sind auch verkratzte Visiere, so der ifz-Experte. Hier komme es durch Scheinwerfer entgegenkommender Fahrzeuge zu gefährlichem Streulicht.

Für Beschlagfreiheit können laut Vallese doppelwandige, so genannte Pin-Lock-Visiere sorgen. Zudem empfiehlt der Fachmann Modelle mit Anti-Beschlag-Beschichtung.

Die Straße lesen

Selbstverständlich müssen Motorradfahrer aber nicht nur die Bekleidung den Gegebenheiten anpassen, sondern auch die Fahrweise. «Wer lesen kann, ist im Vorteil», sagt Vallese. Das gelte auch und vor allem für die Straße. Wer diese lesen kann, also die Beschaffenheit der Fahrbahnoberfläche im Blick hat, und berücksichtigt, dass die Reifen aufgrund niedrigerer Temperaturen im Herbst weniger Grip aufbauen, der sei deutlich sicherer unterwegs.

«Bei Feuchtigkeit gilt der Straße, ihrem Belag und ihrem Zustand ganz besondere Beachtung», sagt auch Lenzen. «Kanaldeckel und Fahrbahnmarkierungen sind jetzt besonders rutschig, ebenfalls Bitumen und natürlich Straßenbahnschienen, die in möglichst stumpfem Winkel überfahren werden sollten.»

Der Motorradexperte rät einen möglichst runden Fahrstil an, bei dem abrupte Bremsmanöver, heftiges Gasaufreißen und abrupte Lenkbewegungen zu vermeiden seien. Angepasste Geschwindigkeit und selbst mit ABS ein sensibler Umgang mit der Bremse sind auch für Gurke die Grundvoraussetzung für eine sichere Fahrt.

Es gibt auch Winterreifen für Roller

Noch größere Herausforderungen stellt der Winter an den Zweiradfahrer. «Wer bei Schneematsch oder auch Schnee unterwegs ist, sollte sich informieren, ob es nicht für die entsprechende Reifengröße auch Winterreifen gibt», sagt Lenzen und verweist darauf, dass gerade für Roller mittlerweile einige spezielle Winterreifen verfügbar seien, die bei kalten Temperaturen besser haften und bei Matsch und Schnee mehr Grip liefern. Auch die vom Auto bekannten Allwetterreifen gebe es mittlerweile für Motorräder, so Gurke.

Fotocredits: Daniel Karmann
(dpa/tmn)

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