Der Opel Astra als Gebrauchter

Berlin – Astra oder doch ein Golf? Vor dieser Frage stehen viele, die sich bei Kompaktautos umsehen. Beide zählen zu den ewigen Konkurrenten – ob bei den Neuzulassungen oder auf dem Gebrauchtwagenmarkt.

Lange Zeit war der Rüsselsheimer als ein Auto bekannt, das sich mit wachsendem Alter mit vielen Macken und Mängeln herumplagen musste. Doch die Qualität ist besser geworden, wie dem «TÜV Report 2018» zu entnehmen ist.

Klarer Tipp: Wer das Risiko minimieren möchte, greift zum jüngeren Astra J. Doch auch vom Vorgänger H lassen sich gute Exemplare erwischen. Nur sollte man die typischen Marotten kennen. In Sachen Fahrwerk plagen den H vor allem marode Lenkgelenke. Hier liegt die Mängelquote elfjähriger Autos doppelt so hoch wie beim Durchschnitt der bei der Hauptuntersuchung (HU) geprüften Autos. Auch brechende Federn an Vorder- und Hinterachse sind ein großes Thema.

Erhöhte Mängelquoten am Fahrwerk zeigt aber auch der Nachfolger J – ab der dritten HU. Neben erhöhtem Ölverlust bereits ab der ersten HU gibt es allenfalls noch Negatives von den Bremsscheiben zu berichten, die ab dem vierten Check oft mängelbehaftet sind.

Das ausbaufähige Abschneiden auf dem Prüfstand wird auch vom Straßenrand bestätigt: In der ADAC-Pannenstatistik landet der Astra über alle Baujahre der Modellreihen H und J hinweg im Mittelfeld. Neben dem Klassiker der entladenen Batterie – Exemplare der Baujahre 2008 bis 2014 sind betroffen – sind es vor allem defekte Abgasrückführungen, streikende Zündspulen (beides 2008 bis 2012) und Probleme mit Kühl- und Heizungsschläuchen (2010 bis 2011), die der Club diagnostizierte.

Sechs Rückrufaktionen hat der ADAC gezählt. Im April 2008 konnte an potenziell 47.000 Astra mit höherer Laufleistung Öl austreten – aufgrund von Rissen im Öldruck-Geber des Zylinderkopfes. Eine weitere große Aktion betraf im September 2015 Fahrzeuge der Baujahre 2010 bis 2015 wegen eines Softwarefehlers zur Steuerung der elektrischen Feststellbremse. Es bestand die Gefahr, dass Autos unbeabsichtigt ins Rollen kommen.

Unter dem Kürzel H startete die dritte Generation des Opel Astra 2004. Bereits 2006 gab es das Facelift, das unter anderem Rückleuchten in Klarglasoptik brachte. 2008 gesellte sich zur großen Auswahl der Karosserievarianten vom klassischen fünftürigen Fließheck über den Kombi Caravan, das Coupé und das Stahldach-Cabrio noch die Stufenheckvariante, die jedoch floppte.

2009 übernahm der Astra in vierter Auflage (J), von dem es ab 2010 auch wieder einen Kombi gab, der in Sports Tourer umbenannt wurde. Das Cabrio wurde erstmals eigenständig als Opel Cascada vermarktet. Während trotz gesteigerter Außenlänge auf 4,42 Meter das Platzangebot teils sogar leicht zurückging, umfasst die serienmäßige Sicherheitsausstattung beider Generationen sechs Airbags und ESP.

2015 kam der aktuelle Astra K auf den Markt. Unter der Motorhaube fallen Astra H und J weniger durch antriebstechnische Alternativen als ein weites Leistungsspektrum auf. Durch die Bank weg sind Reihenvierzylinder installiert.

Die Benziner, darunter auch die OPC-Sportmodelle, generieren je nach Auflage, Ausführung und Baujahr zwischen 64 kW/87 PS und 206 kW/280 PS. Die Diesel decken eine Spanne von 59 kW/80 PS bis 110 kW/150 PS ab, wobei ab 2012 auch ein Biturbo mit 143 kW/195 PS im Verkauf war. Eine LPG-Variante für den wahlweisen Betrieb mit Autogas gab es vom Astra H nur beim Caravan, vom Astra J auch in weiteren Varianten.

Wer nach einem LPG-Astra sucht, muss im Falle eines Astra J 1.4 Turbo mit 103 kW/140 PS als Kombi von 2012 mit einem durchschnittlichen Handelspreis von mindestens 9475 Euro und einer Laufleistung von 85.000 Kilometern rechnen. Diese Werte nennt der «DAT Marktspiegel» der Deutschen Automobil Treuhand. Soll es einer der starken Diesel sein, etwa ein Astra J 2.0 CDTI mit 143 kW/195 PS von 2013, sind 11.900 Euro notiert (87.000 Kilometer).

Für einen jüngeren 1.6 CDTI als Coupé mit 100 kW/136 PS von 2015 müssen statistische 11.550 Euro angelegt werden – bei 55.000 Kilometern auf der Uhr. Soll es ein Astra H sein, etwa eine Schräghecklimousine von 2008 mit dem 77 kW/105 PS starken 1,6-Liter-Benziner, werden 4475 Euro fällig (132.000 Kilometer), ein Caravan wird mit 300 Euro mehr bewertet, ein Twin-Top mit 600 Euro mehr. Ein 1.9 CDTI mit 88 kW/120 PS aus dem gleichen Jahr (156.000 Kilometer) wird bei DAT noch mit 4125 Euro geführt.

Fotocredits: Opel Automobile GmbH
(dpa/tmn)

(dpa)